Auch Maintal ist extrem benachteiligt
Es ist schon ärgerlich wie der RMV sich im Eigenlob sonnt und sich selbst auf die Schulter klopft. Für den Stadtverkehr innerhalb Frankfurts kostet die Tageskarte nun 5,35 Euro und ist damit angeblich der billigste Tarif von Städten solcher Größenordnung. Doch selbst, wenn das der Wahrheit entsprechen sollte, muss man die Verantwortlichen beim RMV doch an einige weniger angenehme Tatsachen erinnern.
Der RMV bedient eine Fläche, die wesentlich größer ist als das Stadtgebiet von Frankfurt. Sie reicht von Süd nach Nord von Neckarsteinach bis Korbach im Kreis Waldeck-Frankenberg sowie von Lorch im Rheingau bis Tann in der Rhön in West-Ost-Richtung. Die Einwohnerzahl im Gebiet des Verkehrsverbundes ist mit 6,7 Millionen fast zehnmal so hoch wie in der Bankenmetropole. Und diese Gebiete außerhalb Frankfurts, dazu zählt auch Maintal, sind extrem benachteiligt. Für sie ist der RMV nicht der billigste, sondern der teuerste Verkehrsverbund Deutschlands.
Außerhalb Frankfurts sieht die Preisgestaltung des RMV wesentlich ungünstiger für die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) aus. Für Maintal hat Klaus Seibert von der Wahl Alternative Maintal - Soziale Gerechtigkeit (WAM) einmal genau nachgerechnet. Würde man auf die Fläche bezogen den Fahrpreis für die Mainmetropole auch für Maintal anwenden, so käme man zu einem Fahrpreis für die Tageskarte im Stadtgebiet von lediglich 72 Cent. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass die Nutzer der Busse in unserer Stadt 5,15 Euro berappen müssen. Das sind gerade einmal 20 Cent weniger als in der Nachbarstadt mit 700.000 Einwohnern. Zusätzlich ist zu bedenken, dass die Taktung des ÖPNV in der Nachbarstadt wesentlich günstiger als in deren Umland ist.
Da selbst die Fahrpreise für Frankfurt wesentlich zu teuer sind, um Menschen vom Auto weg zum ÖPNV hin zu bewegen, stellt die Tarifgestaltung des RMV eine weitere Ungerechtigkeit dar. Für Klaus Seibert stellt sich die Zukunft so dar: „Der RMV müsste mit wesentlich mehr öffentlichen Mitteln des Landes Hessen ausgestaltet werden. Auch müssten die großen Betriebe und Banken ebenso wie Kaufhäuser und Einkaufszentren als Hauptnutznießer des ÖPNV zu dessen Finanzierung herangezogen werden. Das Ziel müsste dabei der Nulltarif sein.“
Die Stadt Melbourne in Australien hat vor kurzem die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs eingeführt und dabei errechnet, dass sie damit sogar noch Geld spart. „Es fahren Zehntausende Pkws weniger, Straßen halten länger, Unfälle sind seltener, die Luftverbesserungen sind immens. Man muss keine Fahrkartenkontrolleure bezahlen, die kostspieligen Strafverfahren gegen Schwarzfahrer ist gegen Null gegangen – und mehr Touristen kommen,” so das Fazit. Kurz gesagt, es erhöht sich die Lebensqualität der Menschen. „Es ist aber leider zu erwarten, dass es den Verantwortlichen hierzulande und erst recht beim RMV am nötigen Mut fehlen wird, und sie in unschöner Regelmäßigkeit die Fahrpreise beim RMV noch weiter in die Höhe treiben“ so die Befürchtung der WAM.